Wechselkursrisiko

Wechselkursrisiko: Gefahren und Chancen bei Fremdwährungen

Ein Investment in einer Fremdwährung bedeutet immer auch ein Währungsrisiko. Welche Risiken entstehen dadurch? Wie kann man ihnen begegnen? Und was bedeutet das für Ihre Anlage?

Ein Wertpapier ist in einer bestimmten Währung notiert. Dadurch findet ein Investment, das Sie tätigen, auch immer in dieser Währung statt. ETFs auf einen bestimmten Index beispielsweise gibt es meist von mehreren Anbietern. Dabei kann es sein, dass etwa iShares von Blackrock einen ETF auf den MSCI World in US-Dollar notiert, die luxemburgische BNP Paribas ihre Version jedoch in Euro.

Beide ETFs dürften in etwa die gleiche Kursentwicklung haben, bilden sie ja den gleichen Index ab. Aber die unterschiedliche Währung kann dazu führen, dass die Anleger des Dollar-ETFs einen höheren Gewinn erzielen als diejenigen, die sich für den Euro-ETF entschieden haben – oder eben umgekehrt. Der Grund: die unterschiedliche Wertentwicklung von US-Dollar und Euro während des Anlagezeitraums.

Was ist ein Wechselkursrisiko?

Wenn Sie Ihr Geld in Wertpapieren anlegen, ist das zugleich immer auch eine Anlage in die Währung, in der das Wertpapier notiert ist. Und wie während des Veranlagungszeitraums das Risiko besteht, dass der Kurs der Aktie sinkt, kann dies genauso für die Währung, mit der das Wertpapier bezahlt wurde, geschehen. Das Problem: Da ein Wertpapier eine feste Währung hat, zählt am Ende eben auch, wie sich diese entwickelt. Bei ungünstiger Kursentwicklung kann das Verluste oder zumindest geschmälerte Gewinne bedeuten. Denn wenn Sie das Wertpapier verkaufen, geschieht das in der notierten Währung. Darin besteht das Wechselkursrisiko, häufig auch „Währungsrisiko“ genannt.

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Hintergrund: Um den Unterschied zu alltäglichen Geschäften zu verdeutlichen, hilft ein Vergleich. Stellen Sie sich vor, Sie besitzen einen Oldtimer. Den haben Sie vor 10 Jahren gekauft, jetzt möchten Sie ihn wieder verkaufen. In dem Fall besteht kein Währungsrisiko, da es keine Rolle spielt, in welcher Währung Sie den Oldie irgendwann einmal gekauft haben. Denn Sie können den Wagen in der Landeswährung oder in einer fremden Währung verkaufen.

Bildung von Wechselkursen durch Angebot und Nachfrage

Immer wenn sich zwei Währungen gegenüberstehen, wird es Verschiebungen ihrer Werte geben. Bleiben wir beim Währungspaar Euro und US-Dollar (auf diese Konstellation trifft man im Börsenhandel öfters). Mal gewinnt der Euro gegenüber dem Dollar an Wert, mal ist es umgekehrt. Diese Entwicklungen haben reale wirtschaftliche Ursachen wie zum Beispiel Auslandsinvestitionen oder grenzüberschreitende Kredite. Diese sorgen für eine schwankende Nachfrage und ein schwankendes Angebot einer Währung. Und das sorgt für den Wechselkurs. 1 Euro kann zu einem Zeitpunkt zum Beispiel 1 US-Dollar wert sein. Dann steigt der Kurs des Euro und er ist jetzt 1,2 US-Dollar Wert; oder er sinkt und ist nur noch 0,8 Dollar wert.

So entstehen Verluste durch eine Fremdwährung

Der steigende Kurs der Landeswährung sorgt für einen sinkenden Anlagewert der in der Fremdwährung notierten Aktie.

Ein Währungsrisiko besteht letztlich bei jeder Geldanlage in einer Fremdwährung. Ob sich daraus auch Verluste oder verringerte Gewinne ergeben, ist eine andere Frage. Doch wann genau entsteht ein Verlust? Die Kurzfassung: Wenn der Wert der Fremdwährung gegenüber der eigenen Landeswährung sinkt.

Wenn Sie eine Aktie in US-Dollar kaufen, wird für die Transaktion Ihr Geld in Euro in exakt so viel Geld in US-Dollar getauscht, dass Sie den Kaufpreis bezahlen können. Dieser Tausch findet zum aktuellen Wechselkurs statt. Angenommen, während Sie die Aktie halten, verfällt der Kurs des Dollar gegenüber dem des Euro. Plötzlich ist also der Dollar weniger Euro Wert als zum Kaufzeitpunkt.

Sie verkaufen die Aktie irgendwann, da sie sich nicht gut entwickelt hat. Konkret steht ihr Kurs nach der ganzen Zeit wieder auf dem Niveau zum Kaufzeitpunkt. Der Aktienkurs in Dollar wird bei Verkauf und Einbuchung auf das Verrechnungskonto Ihres Depots wieder in Euro umgerechnet. Da nun aber der Dollar weniger wert ist als zum Kaufzeitpunkt, erhalten sie für jeden Dollar weniger Euro. Sie haben also weniger Euro als vor dem Kauf. Und das obwohl der Aktienkurs ja nicht gesunken ist.

Und so entstehen Gewinne durch eine Fremdwährung

Der steigende Kurs der Währung, in der die Aktie notiert ist, sorgt für einen steigenden Anlagewert in der Landeswährung.

Sie werden es erraten haben: Gewinne durch eine Fremdwährung stellen sich im umgekehrten Fall ein, also wenn die Fremdwährung gegenüber der Landeswährung steigt. Nehmen wir oben beschriebenen Fall. Sie haben in US-Dollar gekauft, aber sind nach einiger Zeit nicht zufrieden mit der Kursentwicklung ihrer Aktie, die genauso viel Wert ist wie zum Kaufzeitpunkt. Sie möchten also wieder verkaufen.

In der Zwischenzeit ist der US-Dollar jedoch gegenüber dem Euro stark gestiegen. Er ist also mehr Euro wert als zum Kaufzeitpunkt. Beim Verkauf wird nun wieder in Euro umgerechnet. Und für jeden Dollar erhalten Sie mehr Euro, als Sie für den Kauf investiert hatten. Trotz gleichbleibendem Aktienkurs haben Sie also durch die starke Fremdwährung einen Gewinn erzielt.

Keine Angst vor Wechselkursrisiken

Das Währungsrisiko besteht, keine Frage. Aber zumindest als langfristiger Anleger brauchen Sie sich im Normalfall keine allzu großen Gedanken über das Thema machen. Das hat zwei Gründe. Wenn Sie langfristig in Aktien oder Fonds anlegen, steht Ihnen ein langer Zeitraum zur Verfügung, in dem Sie bereit wären, die Anlage zu verkaufen. Sie sind nicht zwingend an einen Verkaufstermin gebunden. Warten Sie im Zweifelsfall also doch noch etwas, bis sich der Währungskurs zu Ihren Gunsten verbessert hat. Oder umgekehrt: Verkaufen Sie doch ein wenig früher als geplant, wenn der Wechselkurs günstig steht.

Hintergrund: Aus persönlicher wirtschaftlicher Sicht besteht übrigens auch dann ein Währungsrisiko, wenn Sie in der Landeswährung investieren. Denn es könnte ja sein, dass der Euro einen starken Preisverfall erlebt. Geld, das Sie durch Wertpapierverkäufe einnehmen, ist dann auch von diesem Preisverfall betroffen. Die Konsequenzen zeigen sich vor allem dann, wenn Sie beim nächsten Auslandsurlaub oder bei Bestellungen im Ausland Euro in z. B. US-Dollar tauschen müssen.

Der zweite Grund liegt in der Wirtschaft selbst: Unternehmen agieren meist global. Für ein produzierendes US-Unternehmen etwa, das viele ausländische Käufer hat, ist ein starker US-Dollar nachteilig. Das ist so, weil die ausländischen Unternehmen das US-Produkt in dem Fall sehr teuer erstehen müssten. Der Export des Unternehmens könnte sich also abschwächen. Und das würde sich über kurz oder lang im Aktienkurs widerspiegeln. Dem gegenüber stehen dann Ihre Wechselkurszuwächse durch den starken Dollar. Wechselkursgewinne und Aktienkursverluste gleichen sich also ein Stück weit aus.

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