Außerbörslicher Handel
Vom außerbörslichen Direkthandel profitieren
Wertpapiere werden nicht nur an den Börsenplätzen der Welt gehandelt. Die verschiedenen Marktteilnehmer handeln oft auch direkt miteinander, ohne dafür eine Börse zu nutzen. Doch nicht nur großen Banken und anderen Unternehmen ist das erlaubt. Auch Sie als Privatanleger können direkt in den Handel mit einer Bank oder einem Makler treten.
Vor allem die vergleichsweise niedrigen Gebühren und langen Handelszeiten sprechen dabei für den außerbörslichen Handel. Doch sollten Sie nicht blind in den außerbörslichen Direkthandel einsteigen, sondern genau abwägen, was Sie außerbörslich handeln möchten und was lieber nicht. Denn: Wo keine Börse, da auch keine Börsenaufsicht.
Was ist außerbörslicher Direkthandel?
Wie der Name es schon andeutet, wird beim außerbörslichen Handel nicht an einer Börse gehandelt. Banken und andere Marktteilnehmer treten in Kontakt und handeln Wertpapiere und Derivate direkt miteinander. Um ein Beispiel zu geben: So besitzt etwa Bank A Aktien, die Bank B gern kaufen möchte. Dann muss Bank B nun nicht den Umweg über eine Börse nehmen, sondern sie kann Bank A direkt ein Kaufangebot zukommen lassen. Bei Privatanlegern läuft außerbörslicher Handel nicht ganz so direkt und unmittelbar ab. Doch auch hier fällt die Börse als zentraler Marktplatz weg. Stattdessen vermittelt der Online-Broker des Anlegers zwischen diesem und der Bank.
So funktioniert der Handel
Ein außerbörslicher Aktienhandel läuft dann in etwa so ab: Angenommen, Sie möchten eine Aktie kaufen, dann stellen Sie zu Beginn bei Ihrem Broker eine Preisanfrage. Der Broker leitet diese an einen seiner Handelspartner weiter; in den meisten Fällen ist das eine Bank. Die Bank übermittelt dem Broker nun den Kauf- und Verkaufspreis, zu dem sie das Wertpapier handeln würde. Der Anleger sieht dann den Preis in der Ordermaske seines Brokers und kann kaufen. Dabei sollten Sie allerdings beachten, dass der Preis immer nur für einige Sekunden gültig ist. Wenn Sie zu lange zögern, hat sich der Preis, den die Bank verlangt, vielleicht schon wieder geändert. Gelangt die Kauforder dann zu spät zum Handelspartner, kann dieser von seinem Aufhebungsrecht Gebrauch machen und die Transaktion kommt nicht zustande. Aus diesem Grund sollten Sie immer auch die aktuellen Börsenkurse parat haben, um das Angebot mit dem Marktpreis vergleichen und schnell reagieren zu können.
Vorteile des außerbörslichen Handels
Eine Börse ist ein komplexer Marktplatz, bei dem umfangreiche technische und personelle Dienste geleistet werden. Kurse müssen gebildet, Transaktionen ausgeführt werden. Eine Börse stellt die Infrastruktur für den Handel. Aus diesem Grund fallen im Börsenhandel das Transaktionsentgelt für den Börsenplatz und das Handelsentgelt an, welches unter anderem zur Vergütung der Handelsspezialisten verwendet wird. Beim außerbörslichen Direkthandel fallen diese Kosten weg. Logisch: Denn es gibt ja keine Börse, die zusätzliche Gebühren erheben könnte. Als Anleger sparen Sie dadurch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Orderkosten. Letztlich fallen lediglich die Depotgebühren an.
Ein weiterer Vorteil sind die langen außerbörslichen Handelszeiten. Während an den meisten Börsen in der Regel nur von 8 oder 9 Uhr bis 20 Uhr gehandelt werden kann, ist der Direkthandel – je nach Handelspartner und Produkt – meist bis 22 Uhr möglich. So können Sie also auch bequem nach Feierabend Ihre favorisierten Wertpapiere handeln. Dabei sollten Sie allerdings bedenken, dass der Markt zu diesem Zeitpunkt weniger liquide und der Vergleich mit wichtigen Referenzbörsen nicht mehr möglich ist.
Nachteile des Direkthandels
Der große Nachteil des außerbörslichen Handels ist die fehlende Regulierung. Denn da nicht über eine Börse gehandelt wird, greift auch nicht die Börsenaufsicht. Das bedeutet nun freilich nicht, dass der Handel vollkommen unreguliert abläuft. Anleger müssen allerdings mit einer geringeren Marktransparenz auskommen. Denn den Marktpreis einer Anlage bestimmt immer der jeweilige Handelspartner.
Für Anleger allerdings noch entscheidender ist die Möglichkeit, dass über den Direkthandel auch Finanzinstrumente gehandelt werden können, die keine Börsenzulassung erhalten haben. Das ist zum Beispiel bei den in der EU inzwischen verbotenen binären Optionen der Fall. Fehlt eine solche Zulassung, hat das aber oft seine Gründe. So kann es sein, dass die zuständige Börsenaufsicht erhöhte Risiken mit einem Produkt verbindet. Vielleicht wurde aber auch gar keine Börsenzulassung angestrebt, da mit dieser verschiedene Auflagen verbunden sind, die die Transparenz des Produktes und des Herausgebers erhöhen sollen. Die Erstellung eines Börsenprospekts etwa ist eine solche notwendige Auflage. Anleger, die zu große Risiken vermeiden möchten, sollten daher darauf achten, dass Sie außerbörslich nur Produkte handeln, die eine Börsenzulassung haben und alternativ auch über eine regulierte Börse gekauft werden könnten. Das ist schon allein deshalb geboten, da nur so der außerbörsliche Preis für ein Wertpapier mit seinem Marktpreis verglichen werden kann.
Passende Broker für den außerbörslichen Handel
Nicht jeder Broker ermöglicht neben dem Börsen- auch den Direkthandel. Und auch hinsichtlich des Anlagenangebots unterscheiden sich die Anbieter. Wenn Sie also Aktien oder andere Wertpapiere außerbörslich handeln möchten, sollten Sie ein Depot wählen, mit dem das auch möglich ist. Außerdem sollten Sie recherchieren, mit welchen Handelspartnern der außerbörsliche Handel betrieben wird. Ein Depotvergleich ist unbedingt ratsam.