Lombardkredit
Per Wertpapierdepot zum flexiblen Kredit
Lombardkredite passen in keine Schublade so richtig: Sie sind meist teurer als Ratenkredite, bieten aber flexiblere Rückzahlungsmöglichkeiten und ähneln damit eher klassischen Rahmenkrediten. Ein wichtiger Unterschied ist jedoch, dass Lombardkredite mit Wertpapieren besichert sind. Durch die zusätzlichen Sicherheiten, die die Bank bei der Vergabe eines solchen Kredits erhält, kann sie niedrigere Sollzinsen ansetzen, als das bei regulären Rahmenkrediten der Fall wäre. Das klingt verlockend. Aber ist ein solcher Kredit auch dazu geeignet, Wertpapiere auf Pump zu kaufen? Immerhin wird er genau dafür oft verwendet.
Sie standen vielleicht auch schon mal vor dem Problem: Da gibt es eine Investitionsmöglichkeit, die möchten Sie sich nicht entgehen lassen. Doch Ihr breit aufgestelltes Portfolio ist gerade so schön ausbalanciert und soll deshalb auch nicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden, nur um ein wenig Kapital für die Investition freizumachen. In solchen Fällen könnte ein Lombardkredit helfen. Dieser Kredit ist mit Vermögenswerten besichert, bietet günstige Konditionen, ist schnell verfügbar und flexibel in der Rückzahlung.
Wie im Pfandleihhaus
Ein Lombardkredit ist ein Darlehen, das durch einen Vermögenswert abgesichert ist, der dem Kreditgeber verpfändet wird. Das Prinzip ist aus Pfandleihhäusern bekannt. Letztlich vergeben nämlich auch Pfandleiher Kredite, die durch ein Wertobjekt abgesichert sind. Ist der Kredit – inklusive Kreditzinsen – zurückgezahlt, erhält der Kreditnehmer den verpfändeten Gegenstand zurück. Ebenso funktioniert der Lombardkredit, den auch Banken und andere Finanzdienstleister anbieten. Nur sind es hier meist größere Vermögenswerte, die zur Absicherung dienen. Dementsprechend können auch viel höhere Kreditsummen aufgenommen werden.
Auf den Vermögenswert kommt es an
Dabei kann ein Lombardkredit mit verschiedenen Vermögens- und Sachwerten abgesichert werden. Üblich sind hier zum Beispiel Bankguthaben und Wertpapiere, aber auch Waren. Während man in letzterem Fall speziell vom Warenlombardkredit spricht, wird ein Darlehen, bei dem Wertpapiere zur Verpfändung dienen, auch Effektenlombardkredit genannt. Banken und andere Finanzdienstleister haben sich in den letzten Jahren vor allem auf diese Form des Lombardkredits spezialisiert. Das ist auch darin begründet, dass die zu verpfändenden Wertpapiere ja bereits auf einem Depot verwahrt sind, das die jeweilige Bank zur Verfügung stellt. Hieraus ergibt sich ein relativ geringer Verwaltungsaufwand für die Bank, wenn Sie bei dieser den Kredit beantragen.
3 wichtige Kreditfaktoren, auf die Sie achten sollten
Deshalb bieten Banken heute im Bereich der Lombardkredite meist solche an, die mit Wertpapieren besichert sind. Egal, ob Sie nun vom Lombard-, Effektenlombard- oder Wertpapierkredit lesen – gemeint ist stets das Gleiche, nämlich ein kurz- bis mittelfristiger und mit Wertpapieren besicherter Kredit. Wenn Sie sich für einen solchen Kredit bei Ihrer Bank interessieren, sollten Sie vor allem auf drei Aspekte achten: Beleihungsgrenze, Verwendungszweck und Zinssatz.
Die Beleihungsgrenze legt die maximale Höhe des Kredits fest
Lombardkredite werden stets nur bis zur Beleihungsgrenze gewährt. Diese maximale Kreditlinie bemisst sich am Wert Ihres Depots. Dabei spielt es eine zentrale Rolle, in welche Wertpapierklassen Sie investiert haben. Denn bei manchen Wertpapierklassen sind hohe Beleihungsgrenzen möglich, bei anderen sind die Grenzen hingegen relativ niedrig angesetzt. Für breit diversifizierte Investmentfonds und auch Staatsanleihen werden in der Regel die höchsten Beleihungsgrenzen von bis zu 80 Prozent angesetzt. Ganz einfach deswegen, weil mit diesen Wertpapieren ein geringeres Ausfallrisiko verbunden ist und sie weniger starken Wertschwankungen unterliegen. Aktien und Zertifikate sind in der Regel riskanter und können daher meist nur bis zu einer Beleihungsgrenze von 50 bis 70 Prozent verpfändet werden.
Lombardkredit: Beispiel für ein fiktives Depot
Ein kurzes Zahlenbeispiel verdeutlicht, was die Beleihungsgrenzen konkret für Ihr Finanzierungsvorhaben bedeuten könnten. Nehmen wir an, Sie besitzen bei einer Bank ein Depot im Gesamtwert von 30.000 Euro. Ihr Depot besteht zu je einem Drittel aus Staatsanleihen, Fondsanteilen und Einzelaktien. Auf die einzelnen Wertpapierklassen entfallen also je 10.000 Euro Anlagevolumen. Nun gewährt Ihre Bank für Staatsanleihen eine Beleihung bis zur Grenze von 80 Prozent, für Investmentfonds bis 75 Prozent und für Aktien bis 50 Prozent.
- StaatsanleihenStaatsanleihen im Wert von 10.000 Euro bei 80 Prozent Beleihung: 8.000 Euro.
- InvestmentfondsInvestmentfonds im Wert von 10.000 Euro bei 75 Prozent Beleihung: 7.500 Euro.
- AktienAktien im Wert von 10.000 Euro bei 50 Prozent Beleihung: 5.000 Euro.
- GesamtbeleihungDie Beleihungsgrenze für Ihr Depot läge in dem Fall also bei insgesamt 20.500 Euro.
Meist freie Verwendung des Kredits
Die meisten Banken beschränken bei Lombardkrediten den Verwendungszweck nicht. Wie auch bei einem üblichen Ratenkredit dürfen Sie das Darlehen in der Regel also frei verwenden. Es gibt aber Ausnahmen. So kann es zum Beispiel sein, dass der eine oder andere Anbieter Lombardkredite nur dann vergibt, wenn sie auch zum Kauf von Wertpapieren verwendet werden. Achten Sie im Vorfeld also unbedingt auf diesen Punkt, denn was nützt Ihnen ein Kredit, wenn Sie ihn nicht für das gewünschte Vorhaben verwenden können?
Niedrigere Zinsen als bei anderen Rahmenkrediten
Die meisten Lombardkredite sind am ehesten mit Rahmenkrediten vergleichbar. Sie nehmen einen gewissen Teil der maximal zur Verfügung stehenden Kreditsumme in Anspruch und können den Kredit im Anschluss flexibel zurückzahlen, ohne dass Sie Vorfälligkeitsentschädigungen leisten müssen. Und dabei fallen bei vielen Anbietern geringere Kosten an als bei regulären Rahmenkrediten: Die Besicherung mit Wertpapieren macht es möglich. Betrachten Sie den Lombardkredit also als günstigere Alternative zum Rahmenkredit.
Aufpassen müssen Sie allerdings, wenn Sie die Beleihungsgrenze Ihres Depots voll ausnutzen, Ihr in Anspruch genommener Kredit also dem Maximum entspricht. Denn sollten die Anlagen in Ihrem Depot dann einen Wertverlust erleiden, sinkt die Beleihungsgrenze unter die Kreditlinie: Sie haben mehr in Anspruch genommen, als Ihr Depot aktuell hergibt. In solchen Fällen kann es sein, dass Sie einen Überziehungszins zahlen müssen, bis Sie im Rahmen einer kurzen Rückführungsfrist einen Teil des Kredits zurückgezahlt haben.
Vorsicht bei Wertpapierkäufen
So günstig die Konditionen auch sein können – bei der Nutzung von Lombardkrediten ist Vorsicht geboten. Prinzipiell sind die Wertpapierkredite zwar nicht riskanter als andere Kreditvarianten. Doch viele Anleger nutzen Lombardkredite, um mit Fremdkapital investieren zu können. Dabei sollten Sie stets bedenken: Renditen sind nicht sicher, Zinsen dagegen schon. Denn während der Laufzeit des Kredits werden Zinsen erhoben, bis der Kredit vollständig zurückbezahlt ist. Damit sich der Wertpapierkauf mit Fremdkapital lohnt, benötigen Sie also eine Rendite, die über der Gesamtzinslast liegt. Außerdem müssen Sie über monatlich abrufbare liquide Geldreserven verfügen, um den Lombardkredit früh und regelmäßig abzahlen zu können. Läuft alles nach Plan, haben Sie, nachdem Sie die Kreditsumme inklusive Zinsen zurückgezahlt haben, noch einen Teil des erzielten Gewinns auf Ihrem Konto.
Eine Alternative zwischen Raten- und Rahmenkredit
Der Lombardkredit ist eine Überlegung wert, wenn Sie bereits ein größeres Wertpapierdepot haben und kurzfristig ein Darlehen benötigen. Die Konditionen bewegen sich irgendwo zwischen denen anderer Darlehensformen. Lombardkredite sind meist teurer als Ratenkredite, aber in der Regel günstiger als Rahmenkredite – bieten aber die gleichen flexiblen Rückzahlungsmöglichkeiten wie letztere.
Mit der Suche nach einem passenden Lombardkredit sollten Sie natürlich bei Ihrer eigenen Bank anfangen. Dort haben Sie ja auch das Depot, das als Sicherheit dienen soll. Sind Sie von den Kreditkonditionen Ihrer Bank nicht überzeugt, können Sie auch einen Depotübertrag zu einem anderen Broker oder einer anderen Bank vornehmen und den Wertpapierkredit dort abschließen. Ein großer, aber in manchen Fällen sinnvoller Schritt. Dann sollten Sie allerdings nicht nur prüfen, ob der angebotene Wertpapierkredit Ihren Erwartungen entspricht, sondern auch sämtliche anderen Konditionen des neuen Depotanbieters checken.