Kosten fürs Girokonto, für Bargeldbehebungen oder sogar für Überweisungen: Immer mehr Banken haben angekündigt, ihre Gebühren in absehbarer Zeit wieder zu erhöhen oder dies schon getan. Tendenz steigend – doch bisher gibt es noch einige Banken ohne Kontoführungsgebühren.
Die derzeitigen Niedrigzinsen belasten nicht nur die Sparer. Auch die Banken machen durch die Zinsflaute deutlich weniger Gewinne. Um dem entgegenzuwirken, heben viele Finanzinstitute jetzt ihre Gebühren an. Die Kosten für Kunden steigen also: Kostenlose Girokonten, Bargeldbehebungen und sogar Online-Überweisungen gehören immer öfter der Vergangenheit an.
Österreichische Banken reagieren auf Strafzins der Europäischen Zentralbank
Die Banken wollen damit die Verluste ausgleichen, die sie durch die nun schon seit Jahren niedrig bleibenden Zinsen in der Euro-Zone machen. Erst kürzlich hat die Europäische Zentralbank den Negativzins auf Bankeinlagen weiter gesenkt: von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent.
Daraufhin haben gleich mehrere österreichische Banken mit Kostenanhebungen reagiert. Wie sich die Bankgebühren dabei zusammensetzen, hängt vom jeweiligen Institut ab. War ein kostenloses Girokonto im Portfolio vieler Banken in letzter Zeit sowieso schon die Ausnahme, erheben immer mehr Finanzinstitute jetzt auch Gebühren auf Bargeldbehebungen am Bankomaten oder sogar auf Überweisungen. Bei Kostenpunkten von teilweise bis zu 39 Cent pro Buchung kann das schnell ins Geld gehen.
Extrakosten trotz Kontoführungsgebühren
Und das, obwohl die meisten der untersuchten Banken sowieso zusätzlich schon Kontoführungsentgelte berechnen. Doch trotz dieser monatlichen Beiträge sind je nach Kontomodell oft nur eine limitierte Anzahl an Bargeldbehebungen und teils sogar Überweisungen inklusive. Für jede weitere muss der Kunde extra bezahlen. Im „Konto Box Small“-Modell der BAWAG beispielsweise ist trotz einer monatlichen Kontoführungsgebühr von fast fünf Euro pro Monat nur eine Bargeldbehebung pro Monat kostenlos.
Im „Klassikkonto“ der Raiffeisenbank sind sogar nur vier Buchungen jeglicher Art – seien es Bargeldbehebungen oder Überweisungen – pro Monat in der Kontoführungsgebühr von 3,25 Euro enthalten – jede weitere kostet einen Aufpreis von 24 Cent. Die Regelung beinhaltet sogar eingehende Gutschriften auf das Konto. Von den steigenden Bankgebühren sind nicht nur österreichische Kunden betroffen. Auch deutsche Banken heben derzeit ihre Gebühren an. Eine Untersuchung der Beraterfirma EY hat ergeben: Auch 16 Prozent der deutschen Kreditinstitute wollen noch in diesem Jahr ihre Gebühren erhöhen. Meist sind Kontoführungsgebühren betroffen, aber auch Überweisungen und Bargeldbehebungen sollen teurer werden.
„Gebührenmodell aus der Steinzeit“
András Hámori von der ING Österreich nennt derlei Regelungen ein „Gebührenmodell der Steinzeit“. In Zeiten von Flatrate-Modellen seien solche Extrakosten nicht mehr zeitgemäß. Die ING gehört zu den Banken, die ihren Kunden auch weiterhin ein kostenloses Girokonto zur Verfügung stellen. Bargeldbehebungen und Überweisungen sind dabei inbegriffen.
Der Bankgebührenvergleich zeigt also: Es gibt durchaus noch Banken ohne Kontoführungsgebühren in Österreich. Experten rechnen jedoch damit, dass die Kosten für Geldgeschäfte in nächster Zeit weiter steigen werden. András Hámori rät Bankkunden jedoch, sich überzogene Gebührenerhebungen nicht gefallen zu lassen. Ein Vergleich aktueller Konditionen und gegebenenfalls ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter lohnt sich derzeit daher auf jeden Fall.