Kreditaufnahme im Ausland: eine sinnvolle Alternative?

Ein Kredit aus dem Ausland kann verlockend sein. Entweder, weil er vielleicht durch niedrigere Zinsen günstiger ist, oder, weil er auch ohne KSV-Prüfung vergeben wird. Trotzdem sollten Sie einen Auslandskredit nicht leichtfertig aufnehmen, denn es gibt Risiken zu bedenken.

Wer auf der Suche nach einem Kredit den Blick auch auf Anbieter außerhalb Österreichs richtet, findet schnell scheinbar gut klingende Angebote. Denn im – zumeist außereuropäischen – Ausland fallen teilweise niedrigere Zinsen an. Außerdem kann es sein, dass ein Kredit auch ohne eine Bonitätsprüfung beim österreichischen Schuldnerverzeichnis KSV gewährt wird. Wer einen negativen KSV-Eintrag hat, sieht im Auslandskredit oft die einzige Möglichkeit, ein Darlehen zu erhalten.

Zusätzlich ist der Abschluss eines Kredits aus dem Ausland heute dank des Internets so leicht möglich wie noch nie. Dennoch sollten Sie sich die Aufnahme eines Auslandskredits gut überlegen, denn die kommen selten ohne Risiken daher, wie Experten warnen.

Auslandskredit ohne KSV-Überprüfung

Ein häufiges Motiv für einen Auslandskredit ist, dass in manchen Ländern keine Bonitätsüberprüfung durchgeführt wird. In Österreich ist diese hingegen Pflicht: Jeder Kreditgeber muss vor Vertragsabschluss die Kreditwürdigkeit eines potentiellen Kunden prüfen. Dazu wird eine Anfrage an den KSV gestellt. Der Kreditgeberschutzverein sammelt Daten zur Bonität und Kreditwürdigkeit von Personen. In seinen Aufzeichnungen wird beispielsweise vermerkt, wer Kredite in der Vergangenheit nicht pünktlich zurückgezahlt hat. Wer in dieser Hinsicht vorbelastet ist, wird in Österreich große Schwierigkeiten haben, einen Kredit zu erhalten oder nur ein Darlehen zu vergleichsweise hohen Zinssätzen angeboten bekommen.

Schweizer Kredite ohne KSV-Überprüfung

Betroffene suchen daher oft nach Alternativen im Ausland. Besonders beliebt sind hier Kredite aus unserem Nachbarland, der Schweiz. Sogenannte Schweizer Kredite sind oft trotz KSV-Eintrags möglich, denn die Bonitätsbewertung in der Schweiz funktioniert anders als hierzulande: Wer dort ein regelmäßiges, sicheres Einkommen nachweisen kann, hat gute Chancen auf einen Kredit, unabhängig von einer eventuell belasteten Bonitätsbewertung. So haben auch Kunden mit KSV-Eintrag in Österreich die Chance, einen Kredit zu erhalten. Ein Schweizer Kredit fließt außerdem nicht in die KSV-Bewertung mit ein, er verschlechtert Ihre Bonität also nicht zusätzlich.

Kredite im Ausland mit Risiken verbunden

Ganz so problemlos, wie es zunächst den Anschein hat, sind Auslandskredite jedoch nicht. Wenn Sie über einen Kredit in einer Fremdwährung nachdenken, gibt es im Vergleich zu Inlandskrediten verschiedene zusätzliche Risiken, über die Sie sich im Klaren sein sollten.

Ausländische Kredite haben nicht immer bessere Konditionen

Außerdem bietet nicht jeder Auslandskredit günstigere Zinsen, im Gegenteil. Handelt es sich um Kredite, die ohne Bonitäts-Überprüfung vergeben werden, können diese sogar ganz schön teuer werden. Denn leider gibt es Anbieter, die sich bewusst sind, dass ihre ausländischen Kunden im eigenen Land möglicherweise keinen Kredit erhalten. Zum Teil erheben sie deswegen auf KSV-freie Kredite hohe Zinsen, was die Finanzierung Ihres Darlehens sehr kostspielig macht. Von solchen unseriösen Angeboten mit hohen Kreditzinsen sollten Sie daher Abstand nehmen. Im schlimmsten Fall können Sie die monatlichen Raten nicht mehr zurückzahlen und überschulden sich somit.

Schwankende Kurse können Ihren Auslandskredit verteuern

Ein grundlegendes Risiko bei Krediten aus dem Ausland ist außerdem das Währungsrisiko. Dieses entsteht aus den Kursschwankungen verschiedener Währungen. Auch wenn Ihr Auslandskredit möglicherweise zunächst durch niedrigere Zinsen viel günstiger ist, als dies in Österreich der Fall wäre, kann er sich dennoch als teurer entpuppen. Das Darlehen müssen Sie in der Fremdwährung zurückzahlen. Wenn der Euro durch Kursschwankungen gegenüber der Fremdwährung an Wert verliert, verteuert sich diese im gleichen Zug für Sie – somit zahlen Sie letztlich mehr für die monatlichen Raten. Die Kosten steigen also möglicherweise in nicht abschätzbarem Maße, und der Kredit würde somit viel kostspieliger als gedacht. Vom anfänglichen Sparpotential bleibt nichts mehr übrig, und Sie fahren am Ende womöglich teuer als mit einem inländischen Kredit.

Unterschiedliche gesetzliche Lagen im Ausland

Andere Länder, andere Gesetze. Das gilt auch für den Finanzbereich. Falls es bei Ihrem Auslandskredit zu Problemen mit dem Kreditgeber kommt, werden diese nach dem Recht des jeweiligen Landes behandelt, in dem Sie den Kredit abgeschlossen haben – und das kann sich stark vom österreichischen Recht unterscheiden. Möglicherweise gelten andere Standards im Verbraucherschutz, und Sie als Kunde haben nicht die gleichen Rechte wie in Österreich. Selbst wenn Sie im Recht sind, ist die Einarbeitung in eine ausländische Gesetzgebung komplex und nervenaufreibend. Gerichtsverfahren über Landesgrenzen hinweg sind zudem kompliziert, dauern lange und können teuer werden.

Bonität verbessern und Kredit im Inland suchen

Auslandskredite sind also nur bedingt zu empfehlen. Nicht immer niedrigere Zinsen gehen mit dem Risiko einer plötzlichen Verteuerung durch schwankende Währungskurse einher. Auch die Seriosität der Kreditangebote ist oft nicht gesichert. Möchten Sie einen Auslandskredit aufnehmen, um die KSV-Prüfung zu umgehen, sollten Sie sich dies ebenfalls zweimal überlegen. Oft müssen Sie dann mit hohen Zinsen rechnen, und der Kredit wird dadurch unverhältnismäßig teuer. Das kann Ihre finanzielle Lage auf lange Sicht deutlich verschlechtern. In diesem Fall ist es besser, Sie konzentrieren sich darauf, Ihre finanzielle Situation zu ordnen und Ihre Bonität zu verbessern. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Kredit bei einem österreichischen Anieter.