Crowdinvesting hat sich in den letzten Jahren immer mehr als neue Form des Investierens etabliert. Bei der sogenannten Schwarmfinanzierung investieren mehrere Personen – auf Englisch eine „crowd“ – in die Realisierung oder Gründung bestimmter Ideen, Firmen oder Projekte. Ein Prinzip, von dem sowohl Firmengründer als auch Privatanleger profitieren können. Doch die Investition in Start-Ups birgt auch Risiken.
Wer als Jungunternehmer ein neues Projekt realisieren oder ein Produkt auf den Markt bringen möchte, steht zunächst vor der Frage nach der Finanzierung. Umgekehrt suchen immer mehr Privatpersonen nach Investitionsmöglichkeiten außerhalb des Aktienmarkts. Genau hier setzt das Prinzip des Crowdinvestings an: Privatanleger investieren in junge Unternehmen, zumeist Startups, mit Aussicht auf eine spätere Gewinnbeteiligung.
Wie genau funktioniert das Investieren im Schwarm?
Crowdinvesting ist eine direkte Investition von Privatanlegern in Unternehmen, oftmals junge Start Ups. Wer als Unternehmensgründer auf der Suche nach Investoren für sein Projekt oder Produkt ist, kann sein Projekt über eine der inzwischen zahlreichen Vermittlungsseiten zur Investition anbieten. Interessierte Anleger, die in der vorgestellten Idee Potential sehen, können dann entscheiden, einen Teil ihres Geldes in ein bestimmtes Projekt zu investieren. Sie werden demnach zu Kreditgebern.
Nach dem Schwarmprinzip investieren dabei viele einzelne Privatpersonen jeweils kleinere Beträge, die zusammen den Gesamtkredit bilden. Dabei gibt es drei verschiedene Funktionsweisen des crowdinvesting. Bei der ersten erhalten Anleger für ihre Investition Anteile des jeweiligen Unternehmens. Ähnlich wie bei Aktien, profitieren sie dann später vom erwarteten jährlichen Gewinn des Start-Ups – oder erleiden entsprechende Verluste. Ebenso existieren Formen des crowdinevstings, bei dem Anleger ihr Geld den Unternehmen als Kredit zur Verfügung stellen. Investoren erhalten dafür Zinsen und am Ende der Kreditlaufzeit den geliehenen Betrag zurück. Als dritte Möglichkeit existiert eine Mischform der ersten beiden Varianten. Sie kombiniert Kredit und Zinsen mit Unternehmensanteilen.
Zwischen Unternehmen und Anlegern stehen diverse Vermittlungsseiten. Start-Ups und Jungunternehmen können ihre Finanzierungsanfragen vorlegen, die Plattform übernimmt die Auswahl und Prüfung der Projekte und bietet sie online interessierten Anlegern an. Dafür erhält sie seitens der Unternehmen eine Kommission.
Zahlreiche Investitionsmöglichkeiten für Privatpersonen
Privatpersonen können auf Plattformen wie seedmatch oder companisto zwischen den verschiedenen Projekten wählen und entscheiden, in welches sie investieren möchten. Eine Investition ist dabei oft schon mit relativ geringen Beträgen möglich, die Mindestinvestitionssummen beginnen je nach Plattform tatsächlich schon bei 5 Euro. Häufiger sind jedoch Summen von mindestens 250 Euro gefragt.
Durch die Investition erhalten Anleger Unternehmensanteile und werden daher am möglichen finanziellen Erfolg des Start-Ups beteiligt oder erhalten Zinsen auf das von ihnen bereitgestellte Darlehen. Nach Ablauf einer vorher festgelegten Vertragslaufzeit wird dieser Gewinn den Investoren ausgezahlt. In der Regel beläuft sich diese Laufzeit, in der das Geld für den Anleger nicht zur Verfügung steht, auf um die fünf Jahre – auch hier variieren die Konditionen je nach Anbieter und Projekt. Durch Crowdinvesting bleiben die Möglichkeit zur direkten Investition in Unternehmen nicht mehr nur institutionellen Anbietern vorbehalten. Auch Privatpersonen können nun wählen, zu welchen Zwecken und in welche Unternehmen sie genau ihr Geld investieren wollen.
Investieren in Start-Ups birgt auch Verlustrisiken
Diese direkte Art des Investierens in selbstgewählte Projekte und Firmen ist aber auch mit Risiken verbunden. In der Tat sehen Verbraucherschützer den neuen Boom des Crowdfundings nicht nur positiv. Sie kritisieren, dass Verbrauchern meist nur einseitige Informationen bezüglich des Investitionsprojektes vorliegen. Sie müssen sich allein auf die durch die Vermittlungsseite zur Verfügung gestellten Informationen verlassen. Ohne fundierte Kenntnisse kann es da schwer fallen, zu entscheiden, welche Projekte tatsächlich erfolgversprechend sind und ob es sich lohnt, in diese zu investieren.
Denn so sehr die Start-Up-Szene auch boomt, nicht jede Geschäftsidee wird automatisch zum Erfolg. Geht ein Projekt insolvent, kann das für die beteiligten Kleininvestoren unter Umständen sogar einen Totalverlust des investieren Geldes bedeuten. Entweder, weil die erworbenen Anteile nichts mehr wert sind. Oder aber, da ein gewährtes Darlehen durch das Unternehmen nicht mehr zurückgezahlt werden kann. Die Kredite der Crowdfunding-Investoren werden nämlich als sogeannte Nachrangdarlehen vergeben. Das bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz zunächst alle anderen eventuell beteiligten Gläubiger, wie etwa kreditgebende Banken, ausgezahlt werden. Erst dann werden die durch Crowdinvesting beteiligten Kleinanleger ausbezahlt – das Risiko eines Totalverlustes ist damit für Inhaber von Nachrangdarlehen deutlich höher.
Daher gilt auch beim Crowdinvesting: niemals alles auf eine Karte setzen. Wie auch auf dem Aktienmarkt gilt es auch beim Investieren über Crowdfunding Plattformen, sein Geld möglichst weit zu streuen. Somit sind Investoren nicht allein von einem Projekt abhängig.
Crowdinvesting: ein Investitionsmodell in Entwicklung
Dennoch: Das Prinzip des Crowdinvestings ist durchaus eine Investitionsalternative mit Potential. Das zeigen auch die aktuellen Entwicklungen der letzten Jahre, die einen stetigen Zuwachs von Unternehmen und Kleinanlegern auf dem Crowdinvesting-Markt belegen. Es ist die Idee vom direkten Investieren in selbst ausgewählte, innovative Projekte, die diese Form des Anlegens für Privatpersonen so interessant macht. Umgekehrt ist diese Form der Gläubigerakquise gerade für junge Unternehmen eine hervorragende Chance zur Finanzierung ihrer Ideen. Auch in Bezug auf die von Verbraucherschützern kritisierten Schwachpunkte gibt es in letzter Zeit positive Entwicklungen. So wird über Möglichkeiten zur besseren Informationspflicht und Risikoregulierung diskutiert. Crowdinvesting etabliert sich somit zunehmend als Investitionsform, die in Zukunft eine feste Rolle auf den Finanzmärkten einnehmen kann.