Grüne Anleihen: Investition in die Zukunft

Rendite erwirtschaften und dabei etwas zum Klimaschutz beitragen – geht das? Ja! Sogenannte Grüne Anleihen verbinden interessante Investitionsmöglichkeiten mit ökologischen Projekten und sind damit ideal für Sparer, die wirtschaftlich aber verantwortungsvoll anlegen möchten. Was steckt hinter dem Prinzip und wie realistisch ist die neue Art des 'green investing'?

Grüne Anleihen erleben zurzeit den größten Aufschwung seit ihrer Einführung 2007. Kein Wunder: Seitdem die weltweite Finanzkrise die Chancen auf Rendite durch sogenannte konservative Sparprodukte praktisch auf null gesenkt hat, drängen immer mehr Sparer auf den Aktien- und Anleihenmarkt. Gleichzeitig steigt das Umweltbewusstsein vieler Anleger, und der Wunsch, mit dem eigenen Kapital einen Beitrag in Sachen Klimaschutz leisten zu können.

Was sind sogenannte grüne Anleihen?

Grüne Anleihen funktionieren zunächst nach dem gleichen Prinzip wie konventionelle Anleihen: Anleger investieren dabei also einen bestimmten Betrag in ein bestimmtes Projekt oder bei einem herausgebenden Emittenten und erhalten dafür Zinsen. Das besondere an grünen Anleihen ist, dass das investierte Kapital ausschließlich in Projekte zum Klima- und Umweltschutz fließt. Anleger investieren also in Organisationen, die ökologische und nachhaltige Projekte initiieren. Oft fällt im Zusammenhang mit ökologischen Anleihen auch der Name Umweltbonds oder Greenbonds.

Wie funktionieren Greenbonds?

Mit einer Anlage in grüne Anleihen investieren Sparer direkt in Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Das so zustande gekommene Kapital wird genutzt, um ökologische Produkte oder Projekte zu finanzieren, die in der Zukunft Rendite abwerfen sollen. Dabei kann es sich etwa um erneuerbare Energiegewinnung handeln oder Projekte zur nachhaltigen Landwirtschaft. Anleger tragen durch ihre Investition zur Finanzierung dieser Vorhaben bei und erhalten nach Ablaufzeit des Projektes ihren investierten Kapital-Anteil plus Zinsen zurück.

Wie hoch diese Rendite und das damit verbundene Investitionsrisiko ausfallen, hängt dabei natürlich in hohem Maße von der Bonität der jeweiligen kreditnehmenden Organisation ab. Große Herausgeber grüner Anleihen sind zur Zeit etwa die Weltbank oder die deutsche KfW Bank. Sie vermitteln gewissermaßen zwischen Anlegern und den Organisatoren nachhaltiger Projekte. Sparer investieren somit nicht unmittelbar bei den Projektträgern, sondern kaufen die entsprechenden Bonds bei den Emittenten, die wiederum Kreditgeber für die einzelnen Projekte sind. Der Vorteil für Sparer ist dabei die relative Sicherheit, die größere Banken durch gute Kreditratings und die Rückendeckung von Staaten garantieren können .

Wie werden die Standards grüner Anlagen sichergestellt?

Das durch Greenbonds gesammelte Kapital soll ausschließlich zu nachhaltigen und ökologischen Zwecken genutzt werden. Das Problem dabei ist jedoch, dass bisher keine allgemeingültigen Kriterien für die Zulassung als Greenbond festgelegt wurden. Bei den bisher festgelegten Green Bond Principles handelt es sich nämlich lediglich um freiwillige Standards. Diese Richtlinien geben genaugenommen lediglich Empfehlungen hinsichtlich des Investitionszwecks grüner Anleihen, die etwa in „erneuerbare Energien“, „energieeffiziente Gebäude“ und „sauberen Transport“ fließen sollen. Die Entscheidung, was eine Anlage als grün oder ökologisch qualifiziert, bleibt zur Zeit noch jedem Emittenten selbst überlassen, denn offizielle, verbindliche Regelungen gibt es diesbezüglich nicht.

Die durch private Initiativen festgelegten Richtlinien, wie die Green Bon Principles, etablieren sich aber zunehmend. Wer Greenbonds anbietet, die keinen direkten Umweltnutzen nachweisen können, riskiert einen erheblichen Reputationsschaden. Der Markt für grüne Anleihen ist dadurch in den letzten Jahren äußerst transparent geworden.

Hintergrund: Greenbonds sind nicht gleich Nachhaltigkeitsanleihen.
Neben grünen Anleihen ist immer wieder auch von sogenannten nachhaltigen Anlagen zu hören. Das dahinterstehende Prinzip ist zwar sehr ähnlich, die beiden Anlageformen sind trotzdem nicht vollkommen identisch. Während grüne Anleihen ausschließlich klimafreundliche, umweltbezogene Projekte finanzieren sollen, investierten Nachhaltigkeitsanleihen vorrangig in ethische sowie ökologische Projekte. Der Erlös muss dabei nicht zwangsläufig ausschließlich in umweltfreundliche Projekte gehen.

Hier besteht also eindeutig Verbesserungsbedarf, denn die Nachfrage nach grünen Anleihen wächst stetig. Dabei erfüllt nicht jede als grün vermarktete Anleihe auch unbedingt die ökologischen Ansprüche interessierter Anleger. Wer sich für eine Investition in Greenbonds interessiert, sollte entsprechende Angebote daher zunächst eingehend prüfen.

Worauf sollten Anleger achten?

Um sicherzugehen, dass das eingesetzte Kapital auch wirklich zu umweltfreundlichen Zwecken genutzt wird, sollten interessierte Anleger sich die herausgebenden Unternehmen genau ansehen und prüfen, inwiefern es grüne Standards und Richtlinien einhält. Dabei können auch die Einschätzungen von Ratingagenturen helfen. Agenturen wie etwa die oekom research AG stufen Unternehmen in Ratinglisten hinsichtlich ihrer Umweltstandards ein und können somit einen Anhaltspunkt bieten.

Außerdem sollten Verbraucher auf sogenannte Ausschlusskriterien achten: Fällt ein Unternehmen durch Intransparenz in der Kommunikation mit Kunden und Verbrauchern auf oder steht es im Zusammenhang mit Missachtung sozialer oder ökologischer Grundsätze, ist es mit nachhaltigen oder ökologischen Anleihen wohl nicht vereinbar. Dazu zählen sowohl die Zahlung von Niedrigstlöhnen oder der Betrieb von Atomkraftwerken, aber etwa auch die Produktion stark zuckerhaltiger Getränke,

Green Bonds: eine Anlageform für die Zukunft?

Die Entwicklung einheitlicher Standards und Zertifizierungen macht in den letzten Jahren erfreulicherweise deutliche Fortschritte. Dass hat auch damit zu tun, dass Grüne Anleihen zurzeit einen regelrechten Boom erleben: Nachdem die nachhaltigen Anlageformen nach ihrer Einführung 2007 zunächst nur langsam in Gang kamen, verzeichnen sie seit 2014 ein rasantes Wachstum. Das Gesamtvolumen grüner Anleihen lag Ende vergangenen Jahres damit schon bei über 150 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: 2010 betrug das weltweite Volumen gerade einmal 4 Millionen. Für das laufende Jahr wird ein erneutes Wachstum erwartet: Experten rechnen mit einem Wachstum auf ein Emmisions-Volumen zwischen 250 und 300 Millionen US-Dollar.

Das Modell, persönliche Finanzplanung mit Umweltengagement zu verbinden, hat dabei durchaus Zukunftspotential. Wichtige Entwicklungen hin zu einer reichhaltigeren und ressourcenschonenden Zukunft können damit finanziert werden und in die modernen Finanzmärkte integriert werden – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.