Bildschirm mit Aktienkursen

Österreichern sollen Aktien schmackhafter gemacht werden

Steuerliche Vergünstigungen und mehr Finanzwissen sollen die Österreicher an die Börse bringen. Denn trotz Niedrigzinsen auf Sparkonten zeigen wenige von ihnen Interesse an Wertpapieren. Mangelndes Know-how und fehlendes Vertrauen gaben viele als Grund an, warum sie ihr Geld lieber auf schlecht verzinsten Konten lagern. Das soll sich ändern.

Eigentlich ist es offensichtlich: Das Sparbuch hat längst ausgedient. Gute Zinsen gibt es hier schon seit Jahren nicht mehr. Eine Geldanlage in Wertpapiere ist derzeit das lukrativste, das der Finanzmarkt zu bieten hat. Die Börse ist spätestens seit Gamestop in aller Munde. Bei den meisten wohl eher auf negative Art. Viele trauen sich nicht, ihr Geld in Aktien, Fonds und Co. zu investieren. Geht es nach dem Aktienforum, einem Förderverein des österreichischen Kapitalmarkts, soll sich das jetzt ändern. Der Chef der Interessensvertretung, in der Banken, Berater und andere Finanzdienstleiter der Wiener Börse Mitglied sind, fordert: Anlegern soll es durch steuerliche Anreize schmackhafter gemacht werden, Wertpapiere zu kaufen. Zudem soll mehr Finanzwissen in der Schule vermittelt werden.

Weniger Steuern auf Kapitalerträge

In einer Online-Konferenz hat der Präsident des Vereins, Robert Ottel, zusammen mit Georg Knill von der Industriellenvereinigung (IV) gefordert, die Besteuerung von Kapitalerträgen zu reduzieren. Diese liegt mit 27,5 Prozent über der von Sparbüchern mit 25 Prozent. Laut Ottel sollte die Steuer auf dasselbe Niveau gesenkt werden. Zudem verlangte er von der Regierung, die einjährige Behaltefrist wieder einzuführen: Wer laut dieser Regelung seine Wertpapiere länger als ein Jahr hält, kann sie im Anschluss steuerfrei veräußern. 2012 wurde das Gesetz jedoch abgeschafft. Laut Ottel und Knill stelle dies eine Behinderung des Kapitalmarkts dar, da Eigenkapital schlechter gestellt sei als Fremdkapital durch Kredite.

„Österreicher sind Kapitalmarkt-Muffel“

In der Konferenz wurden zudem Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die das Wiener Hajek-Institut im Auftrag der IV durchgeführt hat. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass nur 20 Prozent der erwachsenen Österreicher sich gut oder sehr gut mit der Börse auskennen. Rund 60 Prozent der Befragten könnten sich allerdings vom Aktienkauf überzeugen lassen, wenn die Rendite deutlich besser wäre als auf dem Sparbuch. Auch wenn das derzeit eigentlich schon der Fall ist, schrecken viele noch davor zurück, ihr Geld dort abzubuchen und anderweitig zu investieren. Laut Knill seien die Menschen noch zu sehr „Kapitalmarkt-Muffel“. Die Angst, falsch zu investieren, sei groß. Die Mehrheit der Befragten befürwortet daher auch die Vermittlung von mehr Finanzwissen in der Schule. Aktienforum und IV forderten eine Überarbeitung der Lehrpläne für Schüler ab der Unterstufe.

Leider hat die Coronakrise nur bei einem geringen Bevölkerungsanteil den Ruf von Aktien verbessert: Nur sieben Prozent gaben an, dass die Krise ihren Blick auf die Aktienmärkte zum Positiven verändert habe. Rund 40 Prozent indes können seit Corona mehr Geld auf die Seite legen. Das meiste Geld dürfte dabei jedoch wohl einfach auf dem Girokonto liegen.