Altersvorsorge: Reicht die gesetzliche Rente noch?

Das Österreichische Rentensystem galt lange Zeit international als vorbildlich. Die gesetzliche Rente reichte vielen Arbeitnehmern als Absicherung für Alter aus. Doch das hat sich geändert. Auch hierzulande nimmt die private Altersvorsorge einen immer höheren Stellenwert ein.

Nach einem langen Arbeitsleben wollen viele den wohlverdienten Ruhestand vor allem genießen, ohne sich Sorgen um ihre finanzielle Situation machen zu müssen. Doch die gesetzliche Rente alleine reicht inzwischen kaum noch, um den Lebensstandard nach Renteneintritt zu halten. Zwar liegt die Quote der Altersarmut in Österreich unter dem EU-Durchschnitt von zwanzig Prozent, dennoch sind über sechzehn Prozent der Rentnerinnen
und Rentner hierzulande von Armut betroffen.

Viele Österreicher machen sich daher zunehmend Sorgen um den Stand Ihrer Rente. Dennoch sind die meisten schlecht informiert, und der Anteil derer, die privat vorsorgen, gering. Viele Fragen bleiben dabei offen: Welche Möglichkeiten der privaten Vorsorge gibt es überhaupt? Mit welchem Geldbedarf muss ich im Alter rechnen? Und wie viel muss ich zurücklegen, um meinen Lebensstil nach Renteneintritt halten zu können?

Vorsorgelücken frühzeitig aufdecken

Fakt ist: Das System der gesetzlichen Rente, wie es frühere Generationen kannten, funktioniert in dieser Form nicht mehr. Der Betrag der staatlich ausgezahlten Rente wird zukünftigen Generationen nicht mehr zur vollständigen Deckung ihrer Lebenshaltungskosten ausreichen, sondern lediglich eine finanzielle Grundlage sichern. Der Grund dafür: Inflation und der demographische Wandel. Das über Jahre in die Rentenkasse eingezahlte Geld verliert mit der Zeit an Wert. Gleichzeitig zahlen durch sinkende Geburtenraten immer weniger Menschen in die Rentenkasse ein.

Wer im Alter also nicht jeden Euro zweimal umdrehen möchte, muss privat vorsorgen. Bevor Sie sich mit Möglichkeiten der Altersvorsorge auseinandersetzen, sollten Sie kalkulieren, welchen Betrag sie im Alter zusätzlich benötigen werden. Dabei spielen Rentenbedarf, Rentenanspruch und Inflation eine Rolle.

So berechnen Sie Ihren Vorsorgebedarf

Überschlagen Sie zunächst Ihren voraussichtlichen finanziellen Bedarf im Alter. Als Faustregel gilt: Planen Sie mindestens 80 Prozent Ihres letzten Nettoeinkommens ein. Allerdings muss die Inflationsrate mit einbezogen werden, die das Geld über die Jahre an Kaufkraft verlieren lässt. Rechnen Sie daher auf den überschlagenen Bedarf etwa drei Prozent pro Jahr hinzu. Dasselbe Prinzip müssen Sie in umgekehrter Richtung anwenden, wenn Sie Ihren aktuellen Rentenanspruch betrachten. Ziehen Sie von der zu erwartenden späteren Pension daher drei Prozent ab.

Die Differenz zwischen den beiden Werten – Rentenbedarf und Rentenanspruch – ergibt nun die Summe, die Sie im Alter aus eigener Tasche bestreiten müssen. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten Rentenlücke gesprochen. Dieser Betrag wird nicht durch Ihre gesetzliche Rente gedeckt werden, sondern muss selbst durch private Vorsorge finanziert werden.

Tipp:Seit der Einführung des Pensionskontos in Österreich ist es möglich, den eigenen voraussichtlichen Rentenanspruch online auf dem Service-Portal der österreichischen Sozialversicherung einzusehen – Sie benötigen lediglich Ihre Handy-Signatur oder Bürgerkarte.

Betrieblich, privat, oder beides?

Wenn Sie Ihren Vorsorgebedarf kennen, stellt sich nun die Frage: Wie vorsorgen? Dabei gibt es in Österreich zum einen die Möglichkeit, privat vorzusorgen, zum anderen können Sie sich, sofern Sie Arbeitnehmer sind, auch betrieblich unterstützen lassen. Die betriebliche Altersvorsorge wird in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa Deutschland noch relativ wenig genutzt. Dabei gibt es verschiedene Modelle, die zum Teil mit Steuerermäßigungen sowohl für Arbeitnehmer als auch -geber locken.

Pensionskasse oder Pensionszusagen

Interessierte Arbeitnehmer können Ihren Arbeitgeber auf unterschiedliche Formen der betrieblichen Altersvorsorge ansprechen. Häufig fällt die Wahl dabei auf Pensionskassen oder Pensionszusagen. In Pensionskassen können Arbeitnehmer- und -geber Anteile frei von allen Lohnnebenkosten einzahlen. Der Betrag bleibt dabei auch bestehen, wenn der Arbeitsplatz gewechselt wird. Ähnlich funktionieren Pensionszusagen, jedoch sind diese an ein Unternehmen gebunden. Bei einem Wechsel des Arbeitgebers verfallen somit alle Zulagen.

Durch die betriebliche Altersvorsorge können also steuerliche Vorteile und Leistungen des Arbeitgebers in Anspruch genommen werden. Allerdings ist diese Art der Vorsorge wenig flexibel: Als Arbeitnehmer wählen Sie lediglich aus schon fixierten Anlage- und Ansparplänen. Sie können also nicht frei entscheiden, wie das Kapital angelegt werden soll.

Private Altersvorsorge wird unverzichtbar

Als Ergänzung zur staatlichen Rente stellt die betriebliche Rente dennoch eine gute Option dar. Trotzdem sollte die eigene Rentenplanung immer auch die private Altersvorsorge mit einbeziehen. Zur Wahl stehen hier eine ganze Bandbreite verschiedener Produkte und entsprechend schwierig gestaltet sich für viele die Entscheidung. Die klassischsten Formate sind dabei der klassische Banksparplan, Lebens- oder Rentenversicherungen sowie Fonds und ETFS.

Der Banksparplan war lange Zeit für viele das Mittel der Wahl, um langfristig Geld für später beiseite zu legen. Jeden Monat wird ein bestimmter Betrag eingezahlt, der mit einem festen Zinssatz verzinst wird. Eine sichere Anlageform, in Zeiten von Niedrigzinsen fällt allerdings kaum oder keine Rendite an.

Eine weitere klassische Vorsorgemethode: Die Lebensversicherung. Der Vorteil dabei ist, dass Arbeitnehmer für den Fall ihres Ablebens somit ihre Hinterbliebenen absichern können. Diese bekämen in diesem Fall eine Versicherungssumme ausgezahlt. Als Altersvorsorge eignet sich eine Lebensversicherung allerdings auch, denn kommt es nicht zum Versicherungsfall, in diesem Fall also zum Todesfall, wird zu einem bestimmten Zeitpunkt, etwa mit dem Eintritt ins Pensionsalter, ein vorher festgelegter Betrag ausgezahlt. Dieser kann dann zur Kostendeckung im Alter genutzt werden. Ähnlich funktionieren Rentenversicherungen. Hier liegt der Fokus stärker auf der Altersvorsorge als der Absicherung von Angehörigen. Im Todesfall wird nicht automatisch eine Summe an die Angehörigen ausgezahlt, jedoch kann auch auch hier eine Hinterbliebenenrente vereinbart werden. Allerdings sind auch Lebens- und Rentenversicherungen vergleichsweise renditeschwach, außerdem fallen hohe Abschlussgebühren an.

Laut einer Studie der Arbeiterkammer Österreich ist unter den aktuellen Konditionen dadurch am Ende sogar oft mit weniger ausgezahlter Summe zu rechnen, als über die Jahre als Kapital eingezahlt wurde. Ein Modell also, dass sich derzeit nicht rentiert. Lohnenswerter ist es, auch beim Thema Altersvorsorge einen Blick in Richtung Börse zu werfen.

Fonds und ETFS als Altersvorsorge

Aktien klingen für viele nach wie vor nach Risiko, bei der Altersvorsorge wollen die meisten vor allem Sicherheit. Dennoch lassen sich auch Aktien und Wertpapiere beim Vermögensaufbau für das Alter nutzen. Im Vergleich zu konservativen Sparprodukten können Anleger so noch Rendite erwirtschaften. Von hochspekulativen Produkten sollte man im Hinblick auf eine sichere Altersvorsorge natürlich besser absehen. Doch ETFS und Fonds eignen sich durchaus. Natürlich unterliegen diese den am Aktienmarkt üblichen Schwankungen. Daher sollten sie auch nicht als alleinige Altersvorsorge fungieren, sondern immer in Kombination mit weiteren, sicheren Sparformen genutzt werden. Wer allerdings früh anfängt und Zeit hat, Schwankungen auszusitzen, kann durch Fonds und ETFS deutlich gewinnbringender anlegen und somit effektiv vorsorgen.

Altersvorsorge nicht hinausschieben

Das führt zum nächsten essentiellen Punkt einer wirksamen Altersvorsorge: die Zeit. Je früher Sie beginnen, für später vorzusorgen, um so besser. Nicht nur fällt es schlichtweg leichter, eine ausreichende Summe über einen langen Zeitraum anzusparen. Durch längere Anlagezeiten profitieren Sie zusätzlich in vielfacher Weise vom Zinseffekt, und erhalten später mehr für das gleiche Geld. Außerdem wichtig ist Beständigkeit, auch wenn die Versuchung manchmal groß ist, die angesparten Reserven anzuzapfen.

Tipp:Auch wenn es finanziell gerade eng ist: Trotz Arbeitslosigkeit oder anderer schwieriger Umstände sollten Sie eine Lebens- oder Rentenversicherung möglichst nicht vorher aufkündigen. Besser ist eine Beitragsfreistellung. Durch eine solche Freistellung können Sie die Einzahlung pausieren, und müssen nicht gleich die gesamte Versicherung aufkündigen. Die bessere Wahl, um nicht die Absicherung im Alter zu verlieren.

Gesetzliche Grundsicherung und private Zusatzvorsorge

Als Fazit gilt also: Je früher eine durchdachte und persönlich abgestimmte Altersvorsorge beginnt, um so besser. So sind Sie auch im Alter auf der sicheren Seite, und können die Zeit nach dem Arbeitsleben unbeschwert genießen. Die gesetzliche Rente wie wir sie kennen wird in Zukunft die Grundsicherung im Alter abdecken. Zusätzlich sollte stets privat oder auch betrieblich vorgesorgt werden.

Neben einem Polster aus konservativen Sparprodukten sollte eine effektive Altersvorsorge dabei auch auf renditebringende Produkte wie Fonds und ETFs setzen.

Vergleichen Sie Angebote für Depots, mögliche Renditen und verschiedene Sparformen miteinander, und entscheiden Sie sich für eine Mischung aus sicheren und gewinnbringenden Produkten.

Hintergrund: Was sind eigentlich ETFs?
ETFs sind Fonds, die einen Aktienindex abbilden. Sie setzen sich aus den gleichen Anteilen zusammen, wie der jeweilige Index. Ein ETF, der den ATX abbildet, enthält also immer genau die gleiche Aktienzusammensetzung wie der ATX. ETFs ermöglichen somit eine breite Streuung, denn Anleger investieren automatisch in ganze Märkte.